Ein Schachseminar ist eine Lehrveranstaltung, die in der Regel zu einem ganz bestimmten Thema nur an einem einzigen Termin stattfindet. Dabei müssen Sie, anders als bei einem reinen Vortrag, damit rechnen, aktiv in das Geschehen eingebunden zu werden, man also Mitarbeit von Ihnen erwartet.
Im Idealfall von qualifizierten Lehrkräften angeboten, sind Schachseminare eine gute Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln und so besser spielen zu lernen. Praktische Übungen verschaffen Ihnen nicht nur Rückenwind bei kniffligen Situationen in Ihren eigenen Partien, sondern Sie bekommen auch Anregungen für Ihr zukünftiges Training.
Woran Sie empfehlenswerte Lehrgänge dieser Art erkennen und worauf Sie achten sollten, wenn Sie sich für eine Schachseminar anmelden, finden Sie unter Schachkurse.
Natürlich kann das Lernen in einer größeren Gruppe nicht die gleiche Effizienz bieten, wie individuell konzipiertes Training, das Ihre aktuelle Spielstärke viel genauer berücksichtigt und mit speziell auf Ihre persönlichen Vorlieben und Begabungen zugeschnittenen Trainingsinhalten auch wesentlich gezielter und damit Erfolg versprechender auf Sie eingehen kann.
Meistens werden bei Seminaren Themen gewählt, die von allgemeinem Interesse sind und deshalb ein breiteres Publikum ansprechen. Ein typisches Beispiel für ein gängiges Seminarthema wäre etwa, welche Stellungsmerkmale für einen Erfolg versprechenden Angriff günstig sind.
Weil ich gerne Spieler und Spielerinnen aller Spielstärken ansprechen möchte, ist der Schwierigkeitsgrad meiner Beispiele stark gestreut. Sie finden an anderer Stelle meiner Website einfachere, aber auch schwierigere Beispiele.
Ungleichfarbige Läufer sind ideal zum Angreifen. Drohungen, an denen ein Läufer beteiligt ist, kann der andere Läufer nicht gut decken.
Auch in ruhigen und scheinbar völlig ausgeglichenen Stellungen finden sich nicht selten verborgene taktische Möglichkeiten.
Wie kann Weiß die Aktivität seiner Figuren gewinnbringend zur Geltung bringen?
Mit 1.Le8.
Schwarz kann seine schwache Grundreihe nicht vernünftig verteidigen und wird matt nach 1. ... Le7 2.Df8+ Lxf8 3.Txf8+. 1.Le8 ist der einzige Gewinnzug. 1.Lg6 hxg6 oder 1.Dh5 De7 versprechen keinen Vorteil.
Vorträge und Referate sind übliche, aber eben nicht ausschließliche Formen der Wissensvermittlung bei Seminaren. Wird der Praxisanteil größer als der Theorieanteil, geht es Richtung Workshop.
Ein gutes Beispiel für ein Schachseminar mit Workshop-Charakter wäre etwa ein Vortrag über Theorie in Turmendspielen mit Mehrbauer und danach ein ausgiebiger Praxisteil, bei dem Sie das Erlernte in Ausspielstellungen und nachfolgender gemeinsamer Analyse intensiv üben können.
Das Wort Webinar setzt sich aus den Wörtern Web und Seminar zusammen. Es handelt sich um ein Seminar, das auf einer Plattform im Internet stattfindet, wo man sich interaktiv beteiligen kann. Praktisches Ausspielen von Stellungen ist dort allerdings kaum möglich.
Lerntheoretisch betrachtet hat das Training in einer größeren Gruppe nicht nur Nachteile. Klar ist aber auch: Schach ist kein Mannschaftsport, auch wenn es Mannschafsbewerbe gibt. Zugleich bietet Ihnen Schach außergewöhnlich viele Freiräume bei der Gestaltung Ihres eigenen Spiels. Viele SchachspielerInnen etwa haben eine Sympathie für gewisse Eröffnungen, einen bestimmten Spielstil oder Partieabschnitt. Die Berücksichtigung solcher persönlicher Präferenzen ist bei Lehrveranstaltungen mit einem breiten Publikum ganz oder zumindest nahezu unmöglich.
Seminarthemen aus jenen schachlichen Teilbereichen, bei denen die individuelle Gestaltung des Spiels keine besondere Rolle spielt, wie beispielsweise bei Motiven und Techniken in Turmendspielen, eigenen sich zur Wissensvermittlung aber sehr gut, vorausgesetzt, Spielstärke und Wissensstand innerhalb der Zielgruppe sind nicht zu unterschiedlich.
Sie wollten beispielsweise immer schon wissen, ob nur Sie sich mit Turmendspielen so schwer tun oder ob es für andere auch nicht leicht ist.
Die siebente (symmetrisch: die zweite) Reihe zieht die Schwerfiguren Dame und Turm magisch an. Dabei gibt es verschiedene Mattmotive, aber auch Dauerschach als Verteidigungsidee, falls Matt nicht möglich sein sollte.
Schwarz hat einen gefährlichen, weil weit vorgerückten, Freibauern auf a2.
Soll Weiß 1.Tdd7 ziehen, um Dauerschach zu geben oder auf Gewinn zu spielen oder ist die Verteidigung mit 1.Ta1 am besten?
1.Tdd7 gewinnt.
Nach 1. ... a1D 2.Txg7+ Kh8 3.Th7+ Kg8 4.Tcg7+ Kf8 5.h6 wird Schwarz matt.
Die passive Fortsetzung 1.Ta1 führt nach 1. ... Teb8 zu Ausgleich.
Schachseminare sind eine gute Gelegenheit herauszufinden, wo man selbst steht, und zu vergleichen, wie es anderen SeminarteilnehmerInnen bei verschiedenen Aufgaben geht.
Bei Seminaren erfahren Sie in der Regel einiges über Training. Nicht nur was und wie häufig andere SeminarteilnehmerInnen trainieren, sondern auch, wie sie dabei vorgehen.
Dergestalt verwirklichen Sie die Redewendung "sich etwas abschauen" auf treffliche Art und Weise und ermöglichen unter Umständen eine Verbesserung Ihres eigenen Trainings.
Es gibt im folgenden Beispiel verschiedene Möglichkeiten, sich der Lösung zu nähern. Etwa über "Schach-schlagen-besondere Auffälligkeiten" mit Blick auf letzteres und die schwache Grundreihe, auf der nur der König steht. Oder aber über Aufgabenverteilung. Der Te7 hat die Aufgabe, die Drohung Te8+ zu verhindern. Wie kann er von dieser Aufgabe abgebracht werden?
Schwache gegen noch schwächere Grundreihe: Mattdrohungen auf der letzten Reihe sind trickreich, weil oft mehrere verschiedene taktische Motive zusammenspielen können.
In einem Schachseminar wäre an dieser Stelle ein ergänzender kurzer Überblick über verschiedene Formen von Grundreihenschwächen durchaus gut vorstellbar.
Wer gerne über Schachtraining plaudert und seine Trainingserfahrungen mit anderen austauschen möchte, ist in einem Schachseminar gut aufgehoben.
Auch kann das Training in geselliger Runde unterhaltsam sein.
Praktische Übungen sind sehr wertvoll. So haben Sie beispielsweise die Möglichkeit, verschiedene Stellungen auszuspielen und gemeinsam zu analysieren.
Dieser historisch gesehen größte Vorteil des Trainings in einer Gruppe ist durch die immer rascher fortschreitende Technik so nicht mehr gegeben. Das Ausspielen ausgewählter Stellungen gegen Computer gehört mittlerweile zum Alltag im modernen Schachtraining.
Verteidigungsideenkatalog aufschlagen, ein Angebot nach dem anderen durchgehen, die richtige Idee auswählen, passenden Zug dazu finden, Stellungsproblem gelöst.
Der erste Punkt der Liste, egal ob alphabetisch oder nach Wichtigkeit betrachtet, lautet "Abtausch von Angriffsfiguren".
Anders als bei Online-Schachtraining geht es bei Schachseminaren ohne Anreise nicht.